Traumafolgestörungen, Angst- und Zwangserkrankungen zählen zu den häufigsten psychischen Störungen überhaupt. Unbehandelt verlaufen sie häufig chronisch. Sie bedeuten für Betroffene großes persönliches Leid und können zu massiven Einbußen in der Funktionsfähigkeit sowie der Lebensqualität auch von Angehörigen führen.
Gleichzeitig bietet das Gesundheitssystem auch heute noch viel zu wenig an spezifischen Behandlungsmöglichkeiten. Die Tagesklinik für Trauma, Angst und Zwang des KMG Klinikums Güstrow leistet einen Beitrag dazu, diese Lücke zu schließen.
Auf dieser Seite können Sie sich genauer über das Therapieangebot unserer Tagesklinik für Trauma, Angst und Zwang (im folgenden TAZ) in Mecklenburg-Vorpommern informieren. Am Ende finden Sie eine Zusammenfassung in Form „Häufig gestellter Fragen (FAQ)“. Natürlich stehen wir Ihnen auch gerne für Ihre persönlichen Fragen zur Verfügung. Sie erreichen uns telefonisch und per E-Mail unter den unten angegebenen Kontaktdaten; die Kontaktdaten sind unten angegeben.
Ihr Team der Tagesklinik für Trauma, Angst und Zwang
Kritische, bedrohliche Lebensereignisse wie Unfälle, Gewalterfahrungen oder schwerwiegende Erkrankungen können zu ganz unterschiedlichen psychischen Folgen führen. Ein Teil der Menschen, die entsprechende Erfahrungen machen, entwickelt eine sogenannte „Posttraumatische Belastungsstörung“. Die Hauptsymptome bestehen dann in sich aufdrängenden Erinnerungen an das Ereignis, innerer Unruhe und Vermeidungsverhalten in Bezug auf Dinge, die mit dem Ereignis zu tun haben.
Während das auslösende Ereignis nicht mehr rückgängig gemacht werden kann, gelingt es Überlebenden häufig sehr gut, diese und andere Folgeerscheinungen im Rahmen einer professionellen Traumatherapie zu bewältigen.
In der TAZ wird gezielt an den inneren Prozessen gearbeitet, die zu den Symptomen der posttraumatischen Belastungsstörung führen. Im Verlauf der Therapie geht es darum, sich wieder die Freiheitsgrade zu erobern, über die der betroffene Mensch vorher verfügt hat. Dazu ist häufig eine Konfrontation im Rahmen sogenannter Expositionsübungen mit belastenden Erinnerungen erforderlich, die in der TAZ durchgeführt werden kann. Lesen Sie mehr dazu weiter unten unter „Exposition“.
Die TAZ ist spezialisiert auf die Behandlung der Posttraumatischen Belastungsstörung. Andere psychische Störungen, die ebenfalls aus traumatischen Erfahrungen heraus entstehen können wie zum Beispiel die Borderline-Störung, sind nicht Teil des Behandlungssettings.
Die verschiedenen Angststörungen zusammengenommen sind häufiger als die „Volkskrankheit“ Depression. Sie treten in ganz unterschiedlichen Formen auf, wie die der – als Panikstörung, als Phobien oder als generalisierte Angststörung.
Während manche der sogenannten „spezifischen Phobien“, – wie z.B. die Angst vor Spinnen - teilweise ohne große Funktionseinbußen in den Alltag integriert werden können, stellen andere Varianten enorme Belastungen für die Betroffenen dar. So kann Höhenangst bedeuten, dass berufstätige Menschen weite Umwege auf sich nehmen, um Brücken zu umgehen, und so viele Stunden des Tages an ihre Angststörung verlieren.
Außer den spezifischen Phobien werden auch soziale Ängste, die Panikstörung und die generalisierte Angststörung in der TAZ behandelt. Glücklicherweise lassen sich die meisten Angststörungen durch die Anwendung kognitiver Verhaltenstherapie, wie sie in der TAZ durchgeführt wird, gut behandeln. Auch hier liegt der Schlüssel zur entscheidenden Besserung darin, sich auf eine im Rahmen der Therapie erarbeiteten Weise in angstbesetzte Situationen zu begeben und dadurch die zentralen Befürchtungen zu widerlegen (Expositionsübungen, s. u.).
Zwänge entwickeln sich klassischerweise aus normalem Verhalten, das ursprünglich der Bewältigung von Angst diente, sich dann aber verselbstständigt hat und schließlich aus dem Ruder gelaufen ist. Ein Waschzwang beispielsweise kann aus Ängsten vor einer Ansteckung mit schweren Erkrankungen entstehen. Am Ende sind die Zwänge dann mindestens genauso belastend wie die ursprünglich auslösenden Ängste.
Obwohl viele Betroffene ihre Zwänge selbst für übertrieben oder sogar regelrecht unsinnig halten, können sie sich ohne Therapie meistens nicht davon lösen. Zentraler Ansatzpunkt in der Behandlung ist hier wie auch bei den Traumafolge- und Angststörungen, die manchmal sogar überhaupt nicht mehr bewussten auslösenden Ängste zu identifizieren und sich dann den entsprechenden Situationen in Expositionsübungen auszusetzen. Die Erfahrung, dass die befürchteten Katastrophen nicht eintreten, ermöglicht es dann, sich Schritt für Schritt von den Zwängen zu lösen.
In der kognitiven Verhaltenstherapie, dem in der TAZ angewandten Verfahren, geht es darum, Patient*innen zu Expert*innen ihrer jeweiligen Störung zu machen. Sie sollen in die Lage dazu kommen, Auslöser und aufrechterhaltende Faktoren ihrer psychischen Belastungen ebenso zu erkennen wie das, was sie tun können, um wieder in ein gutes Leben zu finden.
Eine zentrale Annahme der kognitiven Verhaltenstherapie lautet, dass die Bewertung von Situationen entscheidend dafür ist, wie ich sie empfinde. So kann dieselbe Situation beispielsweise für den einen Menschen positiv, für den anderen negativ sein – je nach der Bewertung.
Die meisten dieser Bewertungen treffen wir automatisch und unbewusst. Das funktioniert in der Regel gut und spart Zeit. Im Fall einer Posttraumatischen Belastungsstörung, Angst- oder Zwangsstörung treffen Menschen aber verzerrte, übertriebene und situationsunangepasste Bewertungen. Sie leiden darunter und lassen sich zudem in ihrem Handeln oft von ihren Ängsten leiten, was Ihnen Freiheiten nimmt und in der Regel nicht zielführend ist.
Die gute Nachricht lautet, dass man sich Bewertungen bewusst machen, sie prüfen und ändern kann. Die neuen Bewertungen kann man dann durch Verhaltensexperimente auf ihre Funktionsfähigkeit hin überprüfen. Wenn sich die neuen Bewertungen bewähren, kann man das dazu passende Verhalten trainieren. Mit der Zeit erwirbt man so neue, gut funktionierende Einstellungen und Gewohnheiten. Dieser Prozess stellt grob gesagt das Grundprinzip der Kognitiven Verhaltenstherapie dar.
Die therapeutische Beziehung in der kognitiven Verhaltenstherapie ist geprägt von Transparenz und gleicher Augenhöhe. Zwar bekommt der*die Patient*in Inhalte und Strategien zu seiner*ihrer Störung vorgeschlagen, die Entscheidung darüber, wie er*sie sich zukünftig verhält und ob er*sie umdenken will, trifft er*sie selbst. Für den*die Therapeut*in gilt inhaltliche Abstinenz: was ein gutes Leben ist, kann niemand anderes als jeder einzelne Mensch für sich selbst entscheiden.
Allen drei Störungen liegt als wesentlicher aufrechterhaltender Faktor Angst zugrunde. Diese ist an sich schon sehr belastend. Dazu kommen bei den betroffenen Menschen noch Gedanken und Verhaltensweisen, die kurzfristig eine Entlastung darstellen können, langfristig die Störungen aber verschlimmern und selbst negative Gefühle hervorrufen. Eine Variante davon ist Sicherheits- und Vermeidungsverhalten, das kurzfristig ein gutes Gefühl auslöst, langfristig aber zu einer Verschlechterung der Situation führt. Wenn ich z.B. dem*der Zahnärzt*in aus dem Weg gehe, indem ich aus dem Wartezimmer fliehe, bin ich die Angst vor ihm*ihr erst einmal los. Allerdings führt das mit großer Wahrscheinlichkeit auf die Dauer zu so schlechten Zähen, dass eine umso aufwendigere Behandlung bei ihm*ihr nötig sein wird. Meistens ist es besser, sich seinen Ängsten zu stellen. Dieses funktionale Verhalten nennt sich in der Therapie „Exposition“.
Da die Angst das gemeinsame Merkmal der drei genannten Störungen ist, sprechen auch alle drei gut auf die Durchführung von Expositionen an. Mehr dazu im nächsten Abschnitt.
Wie erhalte ich einen Behandlungsplatz in der TAZ?
Der erste Kontakt mit der TAZ kann sowohl direkt über die Kontaktdaten, die Sie unten auf dieser Seite finden, als auch über niedergelassene Ärzt*innen oder Psychotherapeut*innen erfolgen. Im ersten Schritt wird ein Vorgespräch vereinbart. Potenzielle Patient*innen können beim Vorgespräch genauere Informationen zur Behandlung bekommen. Gleichzeitig trifft die Gesprächspartnerin aus dem Behandlungsteam eine diagnostische Einschätzung, inwieweit eine Behandlung in der TAZ erfolgversprechend sein kann.
Wie ist der Tagesablauf strukturiert?
Der äußere Rahmen der Behandlung ist tagesklinisch, das bedeutet, dass die Patient*innen von Montag bis Freitag immer von 8 bis 16:00 Uhr behandelt werden. Es finden sowohl Einzel- als auch Gruppengespräche statt. Das Angebot beinhaltet nicht nur psychotherapeutische Sitzungen im engeren Sinne, sondern auch Spezialtherapien – nämlich Ergotherapie, Kunsttherapie, Musik- und Tanztherapie sowie körperlich aktivierende Gruppen, die von Physiotherapeut*innen durchgeführt werden. Die Dauer der Behandlung erstreckt sich in der Regel über zirka 8 Wochen, mit großen individuellen Unterschieden.
Es findet auch eine medizinische Betreuung statt. Unklare körperliche Beschwerden sollten aber bereits im Vorfeld der Behandlung abgeklärt werden.
Ihr auf Sie persönlich abgestimmter Behandlungspfad
Inhaltlich wird mit allen Patient*innen zu Beginn der Behandlung ein individuelles Modell der vorliegenden Störung erarbeitet. Dies dient dazu, die zentralen Ängste zu erkennen und sich die Gedanken, die zu diesen Ängsten führen bzw. diese aufrechterhalten, bewusst zu machen. Außerdem geht es dabei darum, Sicherheits- und Vermeidungsverhaltensweisen zu identifizieren, die aus den Ängsten resultieren und sie zwar kurzfristig bessern, auf lange Sicht aber aufrecht erhalten.
Expositionsübungen mit dem Ziel, übertriebene Ängste durch hilfreichere Gedanken zu ersetzen
Im nächsten Schritt werden dann die im Störungsmodell erarbeiteten Gedankenfallen systematisch in Frage gestellt und durch hilfreichere Gedanken ersetzt. Parallel dazu finden Verhaltensexperimente und Expositionsübungen statt, bei denen zum einen übertriebene Ängste widerlegt, zum anderen die neuen, funktionalen Gedanken getestet und trainiert werden.
So wird das Erleben von Selbstwirksamkeit gefördert. Dies schafft dann auch die Grundlage dafür, wieder angenehmen Aktivitäten nachgehen zu können, Ressourcen zu mobilisieren und auch Pflichtaktivitäten wieder gezielt anzugehen.
Die zentrale Rolle in der Therapie spielen, wie gesagt, Verhaltensexperimente und Expositionen. Wenn jemand zum Beispiel wegen sozialer Ängste kaum noch aus dem Haus geht oder eine traumatisierte Frau nach einer Vergewaltigung Erinnerungen daran um jeden Preis zu vermeiden versucht, geht es folgerichtig darum, aus dem Haus zu gehen bzw. die Erinnerungen zuzulassen. So können Menschen katastrophisierende Gedanken entmachten und sich die Erfahrung ermöglichen, dass sie dem, was Sie fürchten, gewachsen sind.
Was geschieht nach Abschluss der Behandlung?
Zum Ende der Therapie hin findet dann die Entlassungsvorbereitung statt. Diese besteht in einer möglichst nahtlosen Überleitung in eine ambulante Weiterbehandlung, wenn diese nötig ist. Außerdem vermitteln wir dabei einen gelingenden Umgang mit Stresssituationen und Rückfällen nach der tagesklinischen Behandlung.
Behandelt werden die Posttraumatische Belastungsstörung, Angst- und Zwangserkrankungen.
Angewandt wird die Kognitive Verhaltenstherapie.
In der Regel dauert eine Behandlung etwa acht Wochen.
In einer Tagesklinik behandelt zu werden, bedeutet, immer wochentags von Montag bis Freitag von 08:00 bis 15:30 Uhr an der Behandlung teilzunehmen. An den Wochenenden findet keine Therapie statt. Die Patient*innen übernachten zu Hause.
Sie können entweder direkt mit uns Kontakt aufnehmen und ein Vorgespräch vereinbaren oder sich über ihren*ihre niedergelassene*n Arzt*in zu uns vermitteln lassen.
Das Team besteht aus Ärzt*innen, Psycholog*innen, dem Pflegeteam und Spezialtherapeut*innen für die Ergo-, Kunst-, Musik-, Tanz- und Bewegungstherapie. Außerdem sind Sozialarbeiter*innen Teil des Teams.
Wenn Sie unklare körperliche Beschwerden haben, an einer Psychose leiden oder Suchtmittel in missbräuchlicher Weise konsumieren, ist es wichtig, vor einer Behandlung in der TAZ diese Störungen abklären und behandeln zu lassen.
Wenn Sie unsicher sind, ob Sie von einer Behandlung in der TAZ profitieren können, wenden Sie sich an die unten angebenden Kontaktstellen für eine erste orientierende Beratung.
Dr. med. Anne Kruttschnitt
Chefärztin
Silke Ribback
Psychiatrische Institutsambulanz