Anfang 2025 wurde an Ihrem KMG Klinikum Güstrow das erste AltersTraumaZentrum im Land Mecklenburg-Vorpommern von der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie zertifiziert. Damit wurden nach strengen Zertifizierungskriterien Prozesse etabliert, die den besonderen Bedürfnissen älterer Patient*innen Rechnung tragen, die einen Unfall erlitten haben.
Durch unsere Funktion als zertifiziertes Regionales Traumazentrum haben wir die Beobachtung gemacht, dass die Zahl der alterstraumatologischen Verletzungen ständig steigt. Das hängt nicht zuletzt mit der demografischen Entwicklung zusammen: Der Bevölkerungsanteil in der Altersgruppe der über 67-Jährigen wird in den kommenden Jahren weiterhin massiv ansteigen.
Das war Grund genug für uns, unsere Prozesse so anzupassen, dass wir auch im Bereich der Alterstraumatologie maximale Behandlungsqualität bieten. Und so haben wir ein interdisziplinäres Behandlungskonzept umgesetzt, das unsere unfallchirurgischen und geriatrischen – also altersmedizinischen – Kompetenzen bündelt.
Bei älteren Menschen liegen häufig mehrere chronische Grunderkrankungen vor – das wird mit dem Begriff Multimorbidität beschrieben. Viele dieser Grunderkrankungen treten vermehrt mit dem Alter auf und werden daher als geriatrische Syndrome bezeichnet. Hierzu einige Beispiele:
Diese Erkrankungen müssen bei einem Unfall mitberücksichtigt und mitbehandelt werden. Wir sind darauf spezialisiert, dass wir das alles im Blick haben.
Mit dem Alter nimmt die Sturzgefahr zu. Viele Unfälle und die daraus resultierenden Verletzungen betreffen also Wirbelsäule, Becken, Oberarm und Speiche. Auf die Behandlung dieser Verletzungen sind wir in unserem Zentrum für Orthopädie, Unfall- und Wirbelsäulenchirurgie spezialisiert. Gleichzeitig ist unsere Klinik für Geriatrie auf die geriatrischen Syndrome spezialisiert und es besteht eine enge Kooperation mit allen Fachbereichen unseres Klinikums von der Inneren Medizin inklusive Kardiologie über die Neurologie bis hin zu den Psychiatrischen Kliniken. Dadurch sind wir in der Lage, älteren Menschen eine maßgeschneiderte Komplexbehandlung anzubieten.
Nach der primären Untersuchung in unserer zentralen Notaufnahme werden die Patient*innen triagiert, also beurteilt , um sie bestimmten Behandlungsgruppen zuzuordnen. Erfüllen Patient*innen die Aufnahmekriterien zur Behandlung im AltersTraumaZentrum durch Beim positives Scoring beim ISAR-Score, CAM-Score und/oder Gebrechlichkeits-Score, werden sie sofort bei den Geriater*innen angemeldet. Außerdem erfolgt eine Röntgen- und gegebenenfalls eine CT-Untersuchung sowie die Verifizierung der Diagnose und die Bestimmung des Schweregrades der Verletzung.
Ist eine Operation nötig, werden die Patient*innen zeitnah operativ versorgt. Bei hüftgelenksnahen Verletzungen findet die Versorgung binnen der ersten 24 Stunden statt. Unmittelbar nach der postoperativen Überwachung werden die Patient*innen in das AltersTraumaZentrum verlegt. Am ersten postoperativen Tag beginnt die multidisziplinäre Behandlung durch Geriater*innen, Unfallchirurg*innen, Physiotherapeut*innen und Ergotherapeut*innen. Bei Bedarf werden auch Logopäd*innen in die Behandlung miteinbezogen. Im Rahmen einer Teamsitzung wird für alle Patient*innen ein jeweils persönlicher Behandlungsplan erarbeitet.
In der Teamsitzung wird nicht nur die medizinische Behandlung, sondern auch die soziale Situation besprochen. Sozialdienstmitarbeiter*innen unseres Hauses kümmern sich um die Organisation der sozialen Situation der Patient*innen. Bei Bedarf werden die erforderlichen Hilfsmittel verordnet und organisiert.
Das Risiko für Komplikationen wie Delir, Infektionen, Decubitus, Immobilität, Verlust an Selbsthilfefähigkeit ist bei älteren Patient*innen sehr hoch und es besteht die Gefahr, dass durch vermehrte Hilfsbedürftigkeit eine Rückkehr in die gewohnte Häuslichkeit nicht mehr möglich ist.
Unser Ziel ist es, die Selbstständigkeit der betroffenen Menschen zu erhalten und sie wieder in ihr gewohntes soziales Umfeld zu integrieren. Dabei erfolgt die operative Versorgung auf höchstem Niveau so schonend wie möglich, während gleichzeitig die vorhandenen Begleiterkrankungen behandelt werden.
Zum frühestmöglichen Zeitpunkt beginnen wir mit rehabilitativen Maßnahmen und koordinieren die Behandlung im Rahmen gemeinsamer Visiten und Besprechungen.
Die Umsetzung der aktuellen Leitlinien und gesetzlichen Vorgaben wie beispielsweise der GBA-Beschluss zur Versorgung der coxalen Femurfraktur oder die Osteoporose-Leitlinie ist selbstverständlich. Ebenso verbessern wir unsere Leistungen für Sie stetig und entwickeln uns weiter durch interne und externe Fortbildungen
Durch die Teilnahme am Traumaregister können wir unsere Behandlungsergebnisse auch überregional miteinander vergleichen und unsere Arbeit verbessern.
Dr. med. Renate Linder
Chefärztin
Sergey Ivanov
Departmentleiter Unfallchirurgie
Daniel Pifrement
Koordinator des ATZ