KMG Chefarzt Prof. Dr. Tino Just setzt sich für die Versorgung von Kindern in medizinischen Schwellenländern mit Hörimplantaten ein
Güstrow. Seit Montag, dem 20. September 2021, erhalten zwei kirgisische Ärztinnen aus Bishkek ein umfassendes Ausbildungsprogramm in der Ohrchirurgie am KMG Klinikum Güstrow. Die Ärztinnen Akylai Kargabaeva und Shirin Zhumabaeva hatten bereits hospitiert, als Prof. Dr. Tino Just, Chefarzt der Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie am KMG Klinikum Güstrow, im Dezember 2020 zehn kirgisische Kinder in Bishkek mit einem Cochlea Implant versorgt hatte. Nun erlernen sie am KMG Klinikum Güstrow bis zum 4. Oktober 2021 selbst den operativen Eingriff zum Einsetzen des Hörimplantats.
Das KMG Klinikum Güstrow beteiligt sich seit 2015 an der Versorgung ausländischer hörgeschädigter Kinder in Deutschland, die über die Lehnhardt Stiftung vermittelt werden. Das langfristige Ziel des gemeinsamen Projektes mit dem „National Center of Maternity“ in Bishkek ist die Cochlea Implant- und Langzeitversorgung gehörloser Kinder in Kirgistan.
Die beiden kirgisischen Ärztinnen erlernen auch das Hörscreening Neugeborener. Dr. Dörte Fischer, Leiterin der Abteilung Audiologie am KMG Klinikum Güstrow, schult sie intensiv in der Anwendung der verschiedenen audiometrischen Untersuchungsmethoden und in der Auswertung der hördiagnostischen Befunde. Zudem erhalten Kargabaeva und Zhumabaeva die Möglichkeit zu sehen, wie Kinder bereits im Kindergarten und in der Schule im Landesförderzentrum „Schwerpunkt Hören“ in Güstrow unterrichtet werden. Am Cochlea Implant Centrum Mecklenburg-Vorpommern, das sich ebenfalls in der Barlachstadt befindet, werden sie mit der Organisation der Hörrehabilitation vertraut gemacht.
„In der HNO-Klinik am KMG Klinikum Güstrow werden zahlreiche Veranstaltungen zur Vorbereitung der Ohrchirurgie - wie Audiologie, Sterilisation und Röntgendiagnostik - angeboten und zahlreiche Operationstechniken gelehrt. So werden unter anderem Präparationen am Kunststofffelsenbein geübt. Darüber hinaus erhalten die kirgisischen Ärztinnen die Möglichkeit, eine Vielzahl von Operationen in den modernen Operationssälen unseres KMG Klinikums Güstrow zu sehen. Dieses Kompaktprogramm innerhalb von zwei Wochen anbieten zu dürfen, ist einzigartig“, berichtet Prof. Dr. Tino Just.
Dr. Irina Driamina, eine ukrainische Fachärztin für HNO im Team von Prof. Dr. Just und Teilnehmerin am Programm der Lehnhardt Stiftung, unterstützt bei der Übersetzung insRussische, wenn die englischen Fachbegriffe nicht verstanden werden oder Erklärungsbedarf während der Operationen besteht. Zum Ausbildungsprogramm gehört auch der Einblick in den Ablauf der Operationsplanung mit der Auswahl der Implantate, die radiologische Diagnostik vor und nach der Cochlea Implantation, die Erstanpassung des Sprachprozessors sowie die Nachkontrolle nach der Cochlea-Implant-Versorgung.
Prof. Dr. Tino Just: „Der operative Eingriff ist letzten Endes der einfachste Schritt auf dem Weg, die Kinder in die Welt des Hörens zu holen. Die Nachsorge, die technische postoperative Einstellung des Implantats und das Training mit den Kindern ist der wesentliche Teil der Arbeit. Deshalb ist es für den Erfolg der Operation so wichtig, dass nachhaltig mit den Kindern gearbeitet wird. Und daher freue ich mich sehr darüber, dass wir den kirgisischen Kolleginnen in Güstrow die Möglichkeit geben können, diesen umfassenden Prozess zu erlernen. Es ist ein wichtiger Teil unserer Arbeit, dieses Knowhow in die Länder selbst zu bringen, so dass sie unabhängig von uns agieren und den Kindern vor Ort helfen können.“
Im Anschluss an das Ausbildungsprogramm in Güstrow sind noch weitere Konsultationen in Deutschland und Österreich, wie der Besuch des Cochlea Implant Centrums in Friedberg und der HNO-Klinik in St. Pölten, geplant. Beide Einrichtungen sind ebenfalls am Projekt beteiligt.