Als wichtiger Anker im Traumanetzwerk Brandenburg Südost und als zertifiziertes lokales Traumazentrum übernimmt das KMG Klinikum Luckenwalde jetzt auch Verantwortung für die Qualifizierung von Fachärzt*innen für die Notaufnahmen an Krankenhäusern.
Luckenwalde. Seit Jahresbeginn 2024 hat David Röschke, Chefarzt der Zentralen Notaufnahme (ZNA) am KMG Klinikum Luckenwalde, die vollständige Weiterbildungsbefugnis für die Zusatzbezeichnung „Klinische Akut- und Notfallmedizin“. Damit können Fachärzt*innen, die sich für die Arbeit in der Notaufnahme eines Krankenhauses qualifizieren möchten, die vollständige zweijährige Ausbildungszeit bis zur Erlangung des Titels in der Luckenwalder ZNA absolvieren. Eine Ärztin hat bereits ihre Weiterbildung „Klinische Akut- und Notfallmedizin“ am KMG Klinikum begonnen.
Damit ist das KMG Klinikum Luckenwalde eine der wenigen Ausbildungsstätten im südlichen Umland von Berlin, die diese Weiterbildungsmöglichkeit anbieten.
In Deutschland gibt es keine eigenständige fachärztliche Ausbildung für die Notfallmedizin, sondern nur Weiterbildungen für eine spezielle Zusatzbezeichnung. Bis vor wenigen Jahren gab es lediglich die Zusatzbezeichnung „Notarzt“ für Ärzt*innen, die außerhalb eines Klinikums bis zur Übergabe von Notpatient*innen an eine Notaufnahme tätig sind. Für den klinischen Bereich gab es diese Zusatzbezeichnung nicht.
Was sind die Hintergründe und warum ist das auch für Patient*innen interessant? Seit 2018 gibt es nun die Zusatzbezeichnung „Klinische Akut- und Notfallmedizin“. Seit 2020 ist es verpflichtend für alle Krankenhäuser, die an der Notfallversorgung teilnehmen, dass das Führungspersonal einer ZNA diese Zusatzbezeichnung führt. Früher war es üblich, dass die Notaufnahmen von anderen Fachgebieten mitbetreut wurden – in der Regel entweder von der Unfallchirurgie oder von der Intensiv- und Notfallmedizin. An vielen Krankenhäusern ist das bis heute so. Am KMG Klinikum Luckenwalde wurde die ZNA als eigene Abteilung gestärkt, indem David Röschke mit dem Stichtag 1. Januar 2024 in chefärztliche Verantwortung gebracht wurde. Zuvor stand die Notaufnahme lediglich unter oberärztlicher Führung. Der Chefarzt erläutert, warum es wichtig ist, dass in einer Notaufnahme Ärzt*innen mit gebündelter Notfallkompetenz tätig sind:
„Die Art der Notfälle, die in einer Notaufnahme eintreffen, ist äußerst unterschiedlich und mitunter hochkomplex, weil mehrere Erkrankungen oder Verletzungen gleichzeitig vorliegen können, die durch unterschiedliche Fachgebiete behandelt werden. Hinzu kommt, dass kein Tag planbar ist, und wir immer schnell und angemessen auf die jeweilige Situation reagieren müssen. Das ist auch der Grund, warum das Triage-System eingeführt wurde. Es wird also im Erstkontakt eingeschätzt, wie schwerwiegend der Notfall ist. Dann werden die Patientinnen und Patienten nach Schwere des Falls behandelt – es gibt hier also kein `first come – first serve‘. Auch kann es durch Katastrophen zu einem Massenanfall von Patientinnen und Patienten kommen. Für solche Fälle müssen wir besonders geschult sein, und den Überblick über die Lage behalten. Grundvoraussetzung dafür, dass man die Weiterbildung Klinische Akut- und Notfallmedizin machen kann, ist daher auch, dass man bereits einen Facharzttitel in einem Gebiet der unmittelbaren Patientenversorgung wie der Orthopädie, Chirurgie oder der Inneren Medizin hat.“
Während der zweijährigen Weiterbildung wird neben dem nötigen Knowhow in Bezug auf die Organisationsstruktur einer ZNA Wissen über notallmedizinische Kernverfahren, Erstdiagnostik und Initialtherapien vermittelt. Hierzu sind weitreichende fachübergreifende Kenntnisse notwendig, weshalb die Fachärzt*innen in Weiterbildung unter anderem Einblicke in chirurgische, internistische, neurologische, intensivmedizinische und auch psychiatrische Krankheitsbilder sowie Akutnotfälle erhalten.
David Röschke führt weiter aus: „Wir schulen also das, was wir in der ZNA brauchen: belastbare Nerven und ein sehr breit aufgestelltes Fachwissen. Dennoch sind selbstverständlich beim Eintreffen eines Notfalls je nach angekündigter Verletzung oder Erkrankung weiterhin ärztliche Kolleginnen und Kollegen der erforderlichen Fachgebiete vor Ort. Sie übernehmen für ihren Bereich die Ersteinschätzung im Schockraum, dem Emergency Room. Dann werden die Notfälle eventuell weiterer spezieller Diagnostik und der erforderlichen Behandlung zugeführt. Als Mediziner mit der Zusatzbezeichnung „Klinische Akut- und Notfallmedizin“ braucht man die Fähigkeit, im Schockraum den Überblick zu bewahren und schnell zu koordinieren, denn oft ist jede Minute entscheidend für das Wohl unserer Patientinnen und Patienten. Deshalb bin ich sehr glücklich darüber, dass wir mit der Weiterbildung einen Beitrag dazu leisten, die Notfallmedizin zu stärken und damit die Versorgungsqualität für die Menschen in der Region zu verbessern, wenn sie einen Notfall erleiden.“