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Stefan Eschmann im Interview mit der MAZ über das KMG Klinikum Havelberg

| Kliniken

In Havelberg gibt es Proteste gegen die Schließung der KMG-Klinik. Die KMG will sie in ein Pflegeheim umwandeln. Die MAZ hat dazu den KMG-Vorstandsvorsitzenden Stefan Eschmann befragt.


Wäre die Schließung der Klinik in Havelberg zu verhindern gewesen?
Stefan Eschmann: Nein. Was wir erleben, ist eine Debatte, die viele Motive hat, die aber Fakten ignoriert und an der Sache vorbeigeht. Das Krankenhaus in Havelberg gehört mit seinen 37 im Krankenhausplan des Landes Sachsen-Anhalt ausgewiesenen Betten zu den kleinsten Einrichtungen in ganz Deutschland. Im Jahr 2019 waren im Durchschnitt von den 37 Betten noch nicht einmal
23 pro Tag belegt und die Einrichtung beschäftigt nicht einmal mehr sieben Ärzte in Vollzeit.


Wie ist das im Vergleich einzuschätzen?
Eschmann: Auch ein Krankenhaus mit 200 Planbetten und 50 in Vollzeit beschäftigten Ärzten gehört in Deutschland noch zu den kleineren Krankenhäusern. Entsprechend begrenzt sind die Möglichkeiten der medizinischen Versorgung in Havelberg. Und entsprechend begrenzt ist die Attraktivität des Standortes für Ärztinnen und Ärzte, die nach einer beruflichen Perspektive suchen. Dies wurde sehr deutlich, als wir in den vergangenen Jahren etwa die Ansiedlung einer Weaning Station, von Pneumologen oder einer Radiologie in Havelberg versucht haben. Alle diese Versuche
sind schon daran gescheitert, dass ärztliches Personal nicht zu gewinnen war.


Kritiker sagen aber, KMG würde es nur darum gehen, Profit zu machen, und hätte bewusst nicht mehr investiert. Was halten Sie denen entgegen?
Eschmann: Hätte KMG nicht in den letzten zehn Jahren rund 13 Millionen Euro Betriebsverluste übernommen, wäre der Standort bereits viel früher geschlossen worden. Und zur Wahrheit gehört auch, dass die Schließung dieses Krankenhausstandortes bundespolitisch gewollt ist. Für uns als Krankenhausträger ist es schwer erträglich, einerseits mit bundespolitischen Rahmenbedingungen
konfrontiert zu sein, die die Schließung eines solchen Standortes unausweichlich machen, und andererseits auf lokaler Ebene öffentlich mit völlig unrealistischen und an der Sache vorbeigehenden
Forderungen konfrontiert zu werden – und das häufig aus demselben politischen Lager. Was fehlt und was der öffentlichen Debatte gut tun würde, wäre der Mut in der Politik, zu sagen: Ja, es ist zutreffend, dass dieser Standort keine Chance mehr hat, aber lasst uns gemeinsam und konstruktiv schauen, was an ambulanten Angeboten notwendig ist und wie wir diese realisieren können.

Gäbe es eine Alternative zur Umwandlung in ein Pflegeheim?
Eschmann: KMG und das Land Sachsen-Anhalt haben bereits 2013 schriftlich miteinander vereinbart, dass der Standort in ein Pflegeheim umzuwandeln ist, wenn er als Krankenhaus nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden kann. An dieser Vereinbarung hat sich zunächst mal nichts verändert. Im Übrigen scheint es nicht so, dass es ernsthafte Anstrengungen gibt, eine Alternative zu finden. Zu keiner der diversen Gesprächskreise außerhalb des Sozialministeriums wurde KMG kontaktiert, nach Zahlen oder Fakten gefragt. Das lässt doch nur einen Schluss zu: Fakten würden nur stören.


Wie ist die Zeitschiene für die Umsetzung?
Eschmann: KMG befindet sich noch in Gesprächen mit dem Land. In Anbetracht der aktuellen Entwicklungen ist aber nicht zu erwarten, dass die Klinik über den 30. Juni 2020 hinaus bestehen kann.

Quelle: Dieses Interview wurde geführt von Bernd Atzenroth, Redakteur der Märkischen Allgemeinen Zeitung (Ausgabe 15.02.2020).

Franz Christian Meier

Franz Christian Meier

Leitung